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Ein mit Wolken betupfter Himmel, angenehme Temperaturen, dazu ein leichter Wind. Ideales Drachenwetter! Der lachende Rokkaku wird in den Himmel entsandt, gesellt sich zur lachenden Sonne. Entspannt im Gras liegend, den Flug des Schwerkraft überwindenden Drachens folgend, wird über das Leben philosophiert ... Es wird dunkel! Man wird aus den Gedanken gerissen. Das Wetter ändert sich. Die Laune ändert sich. Vorbei die gute, die müßige Zeit. Dazu dieser Drachen am Himmel! Er stört, doch - ein kleiner Handgriff, nur ein geben der Schnur, der Rokkaku wird instabil, kippt zur Seite, dreht sich. Nach einer halben Drehung ein kurzer Zug, der Drachen steigt erneut in den Himmel, jetzt mit grimmigem Gesicht.

Die Grundidee des Wenderokkaku ist nicht neu, ich habe ein wenig experimentiert, die passende Waage und das passende Motiv entworfen. Rutschwaage heißt das Zauberwort bei diesem Drachen. Durch diese einfache, mechanische Änderung der Waageschnurlänge ist es möglich, den Drachen in der Luft zu drehen. Dazu mehr unter der Überschrift “Waage". Wem das Gesicht zu verspielt ist, wer lieber die klaren, geradlinigen Formen bevorzugt, findet ein Drehfiguren-Motiv von Hermann Paulsen. Der Kieler Künstler, der mich schon zu den HP-Hexa Drachen inspiriert hat (siehe KITE & friends Bauanleitungsheft 2002/2003), stand auch hier Pate. Wieder gab er sein Einverständnis eine seiner großartigen Ideen, übrigens die Neueste, für den nicht kommerziellen Drachenbau zu nutzen. Das Sechseck wurde von mir auf die Form des Rokkaku übertragen. Da es detaillierte Bauanleitungen für diesen Drachen gibt (siehe KITE & friends Bauanleitungsheft 2001), gehe ich nur auf die Besonderheiten ein.

Vorab:
- alle Maßangaben verstehen sich ohne Saumzugabe
- ein gewerblicher Nachbau ist nicht gestattet!

Das Segel
Der Rokkaku wird in einer handlichen Größe hergestellt, um das Drehen in der Luft ohne großen Kraftaufwand zu ermöglichen. Zuerst wird das ausgewählte Motiv auf das Segel appliziert (siehe ebenfalls KITE & friends Bauanleitungsheft 2002/2003), anschließend werden auf der Rückseite die abgerundeten Verstärkungen aus durchsichtiger Windowcolorfolie 0.4 mm aufgebracht. Nachdem das Segel umsäumt, die Taschen (inklusive Laschen für die Schnüre der Vorspannungen) aufgenäht sind, werden die vier 5-mm-Ösen für die Waageschnur an den markierten Stellen eingeschlagen. Hier wird, nach dem Einbau der Stangen, die Waageschnur um das Gestänge geführt.

Das Gestänge
Das komplette Gestänge besteht aus 6-mm-CFK-Rohr. Die beiden 100 cm langen Rohre dienen als Querspreizen, aus dem Rest des 165 cm langen Längsrohres wird die Rutschwaage hergestellt.

Die Waage
Nicht nur der Drachen ist symmetrisch aufgebaut, ebenso die Waageschnüre. Selbst die beiden Vorspannungen auf der Segelrückseite mit 12 cm sind identisch, müssen sie auch, sonst würde der Drachen nach der Drehung ein anderes Flugverhalten aufweisen. Die einzige Asymmetrie ist die Rutschwaage, das Herzstück oder besser gesagt, der Motor des Drachens. Das 29 cm lange CFK-Rohr, an dem der Aluring mit der Flugschnur beim Wendemanöver hin- und herrutschen kann, entspricht genau der Länge, um den Wenderokkaku schräg gegen den Wind zu stellen, ihm Auftrieb zu verleihen. Durch dieses Rohr wird eine 120 cm lange Waageschnur gefädelt, mittig, mit Knoten und Kleber links und rechts des CFK-Rohres gesichert. Ein 10 mm Aluring, an dem die Flugschnur mit Wirbel später befestigt wird und der genügend Spiel zum Rutschen lässt, wird über das Kohlefaserrohr geschoben. Auf die Rohrenden wird jeweils ein 1,2 cm PVC-Schlauch gedrückt und festgeklebt. Zur Verschönerung werden zwei passende Endkappen mittig mit einer Bohrung versehen, auf die Waageschnur gefädelt und über den PVC Schlauch geschoben. Dieser Teil der Waage ist fertig. Die obere und untere Waageschnur wird durch die Ösen gesteckt, um die Querspreizen, wieder zur Segelvorderseite geführt und dort verknotet. Mittig wird je ein Aluring mittels Buchtknoten angebracht. An diesen werden die beiden Enden der Rutschwaagenschnur befestigt.

Der Flug
Der Rokkaku wird aufgespannt, die Schnüre auf der Rückseite gleichmäßig vorgespannt, der Wirbel der Flugleine an dem Aluring der Rutschwaage befestigt. Befindet sich der Drachen in der Luft und soll gedreht werden, gibt man schnell Schnur, ein paar Meter, damit er instabil wird, zur Seite wegkippt. Man lässt ihn drehen, gibt weiter Schnur, bis die Spitze nach unten zeigt, zieht wieder an der Schnur. Der Aluring rutscht jetzt an das andere Ende des Kohlefaserrohres, der Drachen steigt wieder nach oben.

Wer Fragen zum Wenderokkaku hat, kann mich anrufen oder mir mailen unter: Tel. 048 41/33 11, E-Mail: rainerhoffmann@foni.net

Maßskizze für den Match-Rokkaku



Die Strichzeichnung des Gesichtes


Interessante Drehfigur von Hermann Paulsen



Simple Drehfigur, die einfach umsetztbar ist



Der Aufbau der Rutschwaage


Die Waagemaße für den Wende-Rokkaku

Fertig genäht schmollt der Drachen und wartet auf Wind ...

... war da nicht eben ein leichtes Lüftchen?
Diesen Beitrag und noch viel mehr finden Sie in KITE & friends Ausgabe 2/03
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