Der Probeflug

Warte den richtigen Tag ab, an dem Du die folgenden Voraussetzungen findest:

• Einen sanften stetigen Wind, mindestens 1, hoechstens 2 BFT,
• Einen einsamen Hang, moeglichst ohne Zuschauer und Ratgeber,
• Einen Kumpel mit Engelsgeduld,
• Nerven wie Drahtseile.

• eine Nylonschnur, fest geflochten,
• einen Bodenanker,
• eine Rolle zum Niederholen der Leine,
• gute Schutzhandschuhe.

Lasse den Drachen zunaechst mit hoechstens 20m Leine fliegen, mache die Leine am Bodenanker fest, und hole den Drachen nach jedem Versuch gleich wieder herab - vermutlich kommt er von alleine.
Die Querwaage bleibt ganz lose haengen. Stelle die Laengswaage so steil ein, dass der Drachen gerade noch aufsteigt, zunaechst ganz unwillig wackelnd und erst ab 40° Leinenwinkel beschleunigend.
Der Aufstieg soll senkrecht geschehen. Bei schraegem Aufstieg kontrolliere die genaue Mittelstellung des Grossegels. Vielleicht kannst Du eine Seitenschlaufe verkuerzen. Unguenstiger ist es, den Querstab aus der Mitte zu verstellen, bis das Segel symmetrisch sitzt, weil dann die Kluever auch verschoben werden. Mache einen neuen Probeflug. Wenn der Drachen immer noch schraeg aufsteigt, korrigiere die Kluever. Ihre Leinen sind wie die Zuegel beim Pferd, wenn man links straffzieht, geht der Gaul nach links. Has Du´s?
Dann lasse den Drachen hoeher aufsteigen und kontrolliere den Leinenwinkel. Bei 70° liegst Du richtig. Fliegt der Drachen trotz guten Windes nicht so steil, dann lockere beide Kluever. Aber gleichmaessig, und nur vorsichtig, sonst wird Dein Gaul uebermuetig. Denn wenn der Drachen in die Senkrechte kommt beginnt er zu kreisen. Oder er pumpt, steigt auf 80-90° hoch und faellt dann auf 40-50° zurueck.
Nach Abschluss dieser Versuche aktivierst Du die Querwaage. Lasse ihr dabei etwa 50mm Spielraum. Beobachte, wie sie beim Flug abwechselnd links und rechts straffzieht und so die Lage des Drachens regelt. Ein geringes Schraegziehen kannst Du korrigieren.
Jetzt endlich kannst Du den Drachen ganz herauflassen und auch im schaerferen Wind erproben. Du musst dann die Kluever etwas straffen und sie bei weniger Wind lockern. Den Zugriff solltest Du nicht verstellen, weil dann stets auch die Kluever umgesetzt werden muessen.
Wenn Du nach einigen Fluegen die Optimalstellung gefunden hast, markiere alle Einstellungen, auch die Mittelposition der Hauptstaebe.
Jetzt wird Dein Kluever herrlich fliegen. Alle Leute bewundern den herrlichen Drachen. Nur wir beide wissen, dass eigentlich Du zu bewundern bist:
Fuer die viele Muehe, Geduld, Nervenkraft die Du aufgebracht hast, bis er endlich flog.

Guten Wind!

(Diese Anleitung habe ich einem Artikel von Hermann Reincke entnommen)